ZurückWeiter   Das Kleinkastell Holzheimer Unterwald 1/2

1. Das Kleinkastell Holzheimer Unterwald
2. Rekonstruktion in Orginalgröße

Im hessischen Teil von etwa 180 km Länge ist der Verlauf des Limes streckenweise noch sehr gut im Gelände auszumachen; so auch am Kleinkastell Holzheimer Unterwald, 10 km südlich von Gießen, wo er stellenweise noch eine Höhe von 2 m erreicht. Im ehemaligen Limesgraben verläuft heute ein Forstweg, der die Gemarkungsgrenze zwischen Pohlheim-Holzheim und Langgöns markiert (siehe rechts).

Auf dem insgesamt 20 km langen schnurgeraden Grenzabschnitt, der von Butzbach her kommend bis südlich von Watzenborn-Steinberg verläuft, bestand vom Kleinkastell aus Sichtverbindung zu den beiden benachbarten Wachttürmen, was ja auch zwischen den Wachttürmen selbst immer der Fall gewesen war. Zu Zeiten der Römer wuchsen allerdings keine Bäume auf und am Limes - die waren von ihnen bereits kurz nach der Grenzfestlegung gefällt worden, als der Limes lediglich eine Schneise durch die undurchdringlichen germanischen Wälder darstellte.

Mit 290 qm nutzbarer Innenfläche bei einer Gesamtgröße von annähernd 20 mal 20 m zählt das Kastell Holzheimer Unterwald zu den kleinsten Vertretern seiner Art. Etwa 20 bis 30 Soldaten waren hier stationiert und in Holzbaracken untergebracht gewesen. In einer zweiten Ausbauphase wurde ein Teil einer Mannschaftsbaracke niedergelegt und an seiner Stelle ein Brunnen gegraben, der dann auch innerhalb des Kastells die Frischwasserversorgung gewährleistete. Eine etwa 1 m starke Mauer aus Basaltsteinen und ein 2 m breiter und 1 m tiefer Spitzgraben umgaben die relativ kleine Anlage.

Lange Zeit hat man den sogenannten Kleinkastellen nur wenig wissenschaftliche Forschungen gewidmet. Entsprechend lückenhaft sind die Kenntnisse über die dort stationierten Truppenteile, die militärische Rangordnung und die Stärke der Besatzungen und ihre standortbezogenen Aufgaben gewesen. Dabei gab es eine ganze Reihe dieser Kleinkastelle am obergermanischen Limes. Auch bauten die Römer größere Kastelle oft in einigem Abstand vom Limes und sicherten dann einen zugehörigen Grenzübergang mit einem solchen Kleinkastell, wie z.B. in Butzbach und Arnsburg.

Nachdem jahrelange mutwillige Zerwühlungen durch beutegierige Raubgräber (was nach dem hessischen Denkmalschutzgesetz verboten ist!) eine Rettungsgrabung notwendig gemacht hatten, wurden anschließend in der Mitte der neunziger Jahre die Grundmauern des Kastells restauriert und zusätzlich die Innengebäude durch Holzbalken kenntlich gemacht. Außerdem ist der mehrere Meter tiefe Brunnen wieder ausgegraben und verschalt worden. Eine neben den Grundmauern angebrachte ausführliche Schautafel erklärt Geschichte, Verlauf und Zweck des Limes, seiner befestigten Anlagen und speziell des Kleinkastells Holzheimer Unterwald selbst. Die Ende der achtziger Jahre eingeleiteten Grabungen erbrachten erstmals ausführliche Auskunft über das Kastell, das in vorangegangenen Zeiten nie weitergehend untersucht worden war. Im Inneren wurden dabei insgesamt 35 römische Münzen geborgen, deren Prägedaten von 69 bis 176 n.Chr. reichen.


Die restaurierten Grundmauern des Kleinkastells Holzheimer Unterwald

Zu diesem Wetzlar und Gießen nächstgelegenen Abschnitt des Limes mit dem Kleinkastell gelangt man, wenn man z.B. von Hüttenberg her kommend durch Langgöns hindurch in Richtung Holzheim weiterfährt. Direkt hinter dem Ortausgang Langgöns unterquert man zunächst die große Autobahnbrücke der A 45, nach ca. 1 km biegt im Wald links eine Straße nach Grüningen ab, der man folgt. Das Kleinkastell liegt nun 250 m weiter im Wald auf der linken Seite. Seit Frühjahr 1999 ist es außerdem durch Hinweisschilder der "Deutschen Limesstraße" kenntlich gemacht worden (siehe rechts).

Neben dem Kleinkastell lohnt sich auch ein Ausflug zur weiter nördlich gelegenen Grüninger Warte, einer ehemaligen Windmühle aus dem Mittelalter. Von ihr hat man einen guten Ausblick auf die Nordschleife des Wetteraulimes (siehe unten). Noch ein Stück weiter nördlich befindet sich am Limes bei Watzenborn-Steinberg auch die Rekonstruktion eines steinernen Wachtturms.


Die Grüninger Warte - eine alte Windmühle wurde zum Aussichtsturm

(Teilweise aus: Archäologische Denkmäler in Hessen 84, 1993, Gabriele Seitz)

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