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1. Das Kleinkastell Holzheimer Unterwald
2. Rekonstruktion in Orginalgröße

Für den Tag des offenen Denkmals am 14. September 2003 hatten sich Schüler und Lehrer der Adolf-Reichwein-Gesamtschule in Pohlheim etwas ganz besonderes ausgedacht: Sie bauten das am nordwestlichen Wetterau-Limes gelegene Kleinkastell Holzheimer Unterwald komplett wieder auf.

Vergrößerte Darstellung... Eine Zeitung schrieb: "Von weitem meint man, ein Ufo sei gelandet" und in der Tat war man verblüfft, als man plötzlich mitten im Wald diese weiß-rote Burg vor sich sah. Vor wenigen Jahren erst war der Kastellplatz archäologisch untersucht worden. Anschließend hatte man die Grundmauern kniehoch wieder aufgemauert, um einen Eindruck von den Ausmaßen zu vermitteln.

Nun errichtete man auf und vor diesen Grundmauern ein Gerüst, das dann mit zuvor bemalten und bedruckten Kartons verkleidet wurde. 100 Kartonplatten im Format 2,4 x 2,4 m waren nötig, um die komplette Außenseite des Kastells darzustellen. Die weißen Kartons wurde mit roten Fugen bemalt, genauer gesagt gestempelt, wie sie die Römer vor fast 2000 Jahren auf alle ihre Bauten entlang des Limes aufmalten, um einen tieferen Eindruck bei den Germanen zu erzeugen.

Vergrößerte Darstellung... Unterstützt und beraten wurden die Schüler und Lehrer von den Archäologen des Saalburgmuseums, um eine größtmögliche Nähe zum wissenschaftlichen Stand der Kastellforschung zu erreichen. Siehe dazu auch die Rekonstruktionszeichnung auf der ersten Seite.

Besondere Kunstfertigkeit wurde dabei beim Malen bzw. Bemalen der Fenster, des Tores samt Torbogen, der Abdecksteine und des Turms mit seinem Dach angewandt. Diese etwas anspruchsvollere Arbeit lag dann aber in den Händen der beteiligten Lehrer. Sogar eine Tafel mit lateinischer Inschrift wurde angefertigt, die in knappen Worten über dieses imposante Bauwerk informierte. Zu Anfang war ein maßstabsgetreues Modell des Kastells angefertigt worden, das man dann in Orginalgröße nachbaute.

Vergrößerte Darstellung... Die Stadt Pohlheim unterstützte die Aktion, indem sie die anfallenden Kosten für das Baugerüst und die Kartonagen übernahm, alle beteiligten Firmen gewährten der Schule günstige Preise. Am Freitag den 12. September 2003 war es dann geschafft: zur Einweihung des Kastells kamen der hessische Innenminister Volker Bouffier, Bürgermeister Karl-Heinz Schäfer, der hessische Landesarchäologe Prof. Dr. Egon Schallmayer, seine Stellvertreterin Dr. Vera Rupp, sowie der Streckenkommissar am Limes Dr. Stefan Bender und Kreisdenkmalpfleger Manfred Blechschmidt.

Die Idee zu diesem Projekt hatte der Holzheimer Ewald Seidler, der, inspiriert von der Kulisse des Berliner Stadtschlosses, hier in Holzheim das Kleinkastell zusammen mit zahlreichen Helfern in Kooperation mit der Adolf-Reichwein-Schule aufbaute. 22 Schüler der Klassen 7e und 7c waren bereits im zurückliegenden Schuljahr zu einer Projektgruppe "Römer" zusammengekommen. Mit der Errichtung des Kastells und dem Nachstellen des Alltags der römischen Besatzung wurde dieses Projekt nun erfolgreich fortgesetzt.

Vergrößerte Darstellung... Unermüdlich engagierte sich besonders Schulleiter Norbert Kissel, der dann am Wochenende in einer Senatstoga auftrat, alle Gäste informativ begrüßte und die neurömische Besatzung (seine Schüler) souverän kommandierte. Diese wiederum übernachteten sogar in Zelten innerhalb des Kastells und stellten das Lagerleben möglichst realistisch nach: mit Nachtwanderungen, kochen römischer Speisen, töpfern und schreiben auf römischen Tafeln. Bei dieser Erlebnis- und Abenteuerpädagogik wurde Norbert Kissel besonders durch seinen Kollegen Bodo Hartmann tatkräftig unterstützt. Schüler, Lehrer und Besucher hatten ihre Freude daran.

Vergrößerte Darstellung... Am gesamten Wochenende ging es auf dem Kastellgelände zu wie bei einem Volksfest. Hunderte von Besuchern wollten teilweise gleichzeitig das rekonstruierte Kastell besichtigen, römische Speisen probieren und einen Einblick in die Geschichte gewinnen. Die Kreisstraße, an der Gelände liegt, wurde vorsorglich gesperrt, die Feuerwehr aus den umliegenden Gemeinden sorgte für die allgemeine Verpflegung (Würstchen und Getränke).

Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass noch mehr engagierte Bürger, Schüler und Pädagogen solche Projekte und Aktionen ins Leben rufen, um uns unsere Geschichte so anschaulich vor Augen zu führen. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, insbesondere den Schülern und Lehrern der Adolf-Reichwein-Schule in Pohlheim.

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