ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Ober-Florstadt

Ein wichtiges Kohortenkastell (Kohorte = Einheit von 500 Mann) des östlichen Wetteraulimes lag auf der flachen Randhöhe südlich vom Nidda-Tal. Obgleich obertägige Spuren der Ruinenstätte, die am südöstlichen Ortsrand von Ober-Florstadt liegt, schon längst verschwunden sind, wusste man doch seit langem, dass sich dort römische Mauern unter den Äckern verbergen. Die Höhe, auf der es liegt, ist etwa 2,5 km vom Limes entfernt und trägt den Flurnamen "Auf der Warte" - wohl daher, dass auf ihr im Mittelalter zeitweise ein Beobachtungsposten stand. Man überblickt von ihr nicht nur das Nidda- und das Horlofftal, sondern konnte eine weite Strecke des Limes einsehen.

Das von einer steinernen Wehrmauer umfasste Kastell hatte eine Fläche von 2,8 ha. Außer diesen Fundamenten konnten auch die mächtigen Grundmauern des Stabsgebäudes (principia) nachgewiesen werden. Zur Überraschung zeigten sich aber auch Steinfundamente von Mannschaftsbaracken. Das ist recht selten am obergermanischen Limes, normalerweise waren die Unterkünfte reine Holzbauten. Das Luftbild links gibt einen Eindruck davon, wie dicht das Kastellinnere bebaut war. Besonders im rechten Teil des Lagers erkennt man deutlich die knapp 60 m langen Mannschaftsbaracken.


Der Acker am Ortsrand von Ober-Florstadt auf dem zu römischer Zeit ein Kastell von der Größe der Saalburg gestanden hat und auf dem 1984 ein Münzschatz gefunden worden ist

Eine weitere Aufnahme des Kastells aus der Luft, diesmal schräg von Südwesten her.

Das Kastell, das vermutlich einen älteren und kleineren Vorgängerbau hatte, wurde bereits zu Beginn des Limes unter Kaiser Domitian angelegt und bestand bis zu seinem Ende im Jahr 260 n.Chr. Außerhalb der Wehrmauern befand sich ein ausgedehntes Kastelldorf (vicus), das sich in Richtung auf den heutigen Ortskern und nach Nordosten erstreckte und von einem eigenen Verteidigungsgraben eingefasst war. In diesem Bereich fand man auch ein wohlerhaltenes Mithras-Heiligtum, das höhlenartig im Boden eingetieft war. Hier huldigte ein Teil der Römer dem Mithraskult, ähnlich wie in einem Gottesdienst. Mittelpunkt war ein Relief des stiertötenden Mithras, das man aber leider nicht gefunden hat.


Während der Grabungen durch die Reichslimeskommission um 1890

1984 wurde anlässlich einer Feldbegehung ein Schatzfund von 1136 römischen Denaren entdeckt, dessen jüngste Münze aus dem Jahr 232/233 n.Chr. stammt. Die Funde aus dem Kastell Ober-Florstadt und der Denarschatzfund, der zu den umfangreichsten seiner Art zählt, sind im Wetteraumuseum in Friedberg ausgestellt.

(Größtenteils aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann,
unteres Luftbild aus "Der Limes zwischen Rhein und Donau", 2001, LDA BW)

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