ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Zugmantel

Von Wiesbaden aus zieht die B 417 in nördlicher Richtung nach Limburg. Sie folgt einem alten Weg, der Hühnerstraße, der schon in römischer Zeit die Verbindung zwischen dem Rheingau bei Wiesbaden und dem Limburger Becken herstellte. Nördlich von Neuhof überquert die Straße den Limes. Dort befinden sich die Reste des Kastells Zugmantel auf einer flachen, bewaldeten Höhe, sowie ein rekonstruierter Wachtturm direkt am Limes. Die Aufgabe des Kastells war es, die Civitas-Hauptstadt Aquae Mattiacorum (Wiesbaden) und das fruchbare Land im Rheingau vor Überfällen zu schützen, die aus dem germanisch besiedelten Limburger Becken zu befürchten waren.

Wegen seiner wichtigen Sperrfunktion gehörte das Kastell am Zugmantel zu den ältesten römischen Wehrbauten im Taunus. Es begann um 90 n.Chr. mit einem Numeruskastell aus Holz (0,7 ha). Dieses wurde unter Kaiser Hadrian erweitert (1,1 ha). Wohl in der Mitte des 2. Jahrhunderts entstand das wiederum etwas größere Steinkastell (1,7 ha), das 223 n.Chr. noch einmal erweitert wurde (2,1 ha). Die Besatzung bestand in den späteren Zeiten aus einer Kohorte (Infanterieabteilung von 500 Mann, teilweise beritten). Das Kastell hat bis zum Ende des Limes 260 n.Chr. bestanden.

Auf dem Bild rechts oben ist eine Tonlampe mit Silensmaske zu sehen. Sie war bei Ausgrabungen im Bereich des Kastells gefunden worden und ist heute im Museum des Römerkastells Saalburg zu bewundern. Dort wurde vor 100 Jahren ein zentraler Ort für derartige Funde eingerichtet.

Der heutige Besucher findet unmittelbar an der Bundesstraße einen Parkplatz des Naturparks Rhein-Taunus. Von hier geht ein bequemer, archäologischer Rundwanderweg aus. Er führt zu den Spuren des Kastells, zu den Rundschanzen und zu dem rekonstruierten Wachtturm Wp 3/15 am Limes. Auch der Pfahlgraben ist gut erhalten. Die Umwehrung des Steinkastells ist rundherum als Erdwall, stellenweise auch als Böschung zu erkennen. Ansonsten befindet sich auf dem gesamten Gelände des Kastells heute ein ausgewachsener Tannenwald, sodass von der Innenbebauung nichts mehr auszumachen ist.

Unter den Funden aus dem Kastelldorf (vicus) gibt es ungewöhnlich zahlreiche germanische Fundstücke (siehe SW-Foto). Diese fanden stets besondere Beachtung in der Forschung und haben manche Diskussion hervorgerufen. Sie kamen zusammen mit römischen Funden aus den Kellern, Brunnen und Bodenschichten und bezeugten, dass neben dem Kastell eine germanische Bevölkerungsgruppe wohnte. Offenbar haben die Römer auch im 2. Jahrhundert n.Chr. gelegentlich kleineren Gruppen von Germanen die Ansiedlung in der Provinz gestattet, möglicherweise mit der Verpflichtung zum Heeresdienst.

(Aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann)

Vergrößerte Darstellung...
Das Kastell Zugmantel mit zugehöriger Zivilsiedlung,
wie es in römischer Zeit ausgesehen haben könnte.
(Blick von Südwesten - Klicken zum Vergrößern...)

(Aus: "Der Limes zwischen Rhein und Donau",
2001, LDA BW)

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