ZurückWeiter   Kastell und Civitas-Hauptort Wiesbaden

Die Erforschung des römischen Wiesbaden, Aquae Mattiacorum, geht bis in den Beginn des 19 Jahrhunderts zurück. Bei Bauarbeiten kamen 1895 und 96 keramische Funde auch aus der Zeit des Kaisers Augustus zu Tage, d.h. aus den Jahren um Christi Geburt. Wahrscheinlich hat es zu dieser Zeit bereits ein Militärlager oder Holzkastell auf dem Wiesbadener Heidenberg gegeben, in dessen Schutz sich dann auch eine Lagersiedlung entwickelte. Diese hat zusammen mit dem Kastell bis in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts bestanden, wie man anhand von weiteren Funden vermuten kann.

Erst in den Wirren des Vierkaiserjahres 69/70 n.Chr. wurden Kastell und Siedlung im Verlauf von Kämpfen zerstört. Im Anschluss an den Chattenkrieg des Kaisers Domitians in den 80er Jahren wurde auf dem Heidenberg wieder ein von Gräben umwehrtes Steinkastell von 2,2 ha Fläche errichtet. Als zu Beginn des 2. Jahrhunderts der Limes mehr und mehr ausgebaut und mit zahlreichen Stützpunkten versehen wurde, hat man das Kastell Wiesbaden schliesslich geräumt, da es keinerlei strategische Bedeutung mehr hatte. Die Siedlung aber bestand indes weiter.

Früh erkannten die Römer die Bedeutung der Thermalquellen an diesem Ort und nutzten sie dementsprechend. Wiesbaden wurde zu einem der bedeutendsten militärischen Kurorte, wo die kranken Legions- und Hilfstruppensoldaten sich wieder fit für den anstrengenden Dienst machten - nicht immer mit Erfolg. So ist gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. der Soldat der 8. Legion Caius Valerius Crispus im Alter von 40 Jahren nach 21 Dienstjahren einem Leiden erlegen und wurde in Wiesbaden beigesetzt (Bild seines Grabsteins rechts).

Allein drei Thermenkomplexe hat man im Bereich der römischen Siedlung bis heute nachweisen können. Diese Thermenanlagen waren vom Heer für den Gebrauch der Truppe errichtet worden: Wiesbaden wurde das Kurbad der Mainzer Legionen und der ihr unterstellten Verbände. Grabsteine von Soldaten, deren Einheiten niemals in Wiesbaden stationiert waren, zeigen dies. Das eindrucksvollste Zeugnis des Kurbetriebes aber ist eine Inschrift, in der die Gemahlin des Mainzer Legionslegaten als Dank für die Heilung ihrer Tochter den Göttern eine Statue widmete.

Im Schutz des Kastells entwickelte sich eine Zivilsiedlung, deren Umfang sich aus zahlreichen Funden und Befunden in der heutigen Stadt in groben Umrissen erschließen lässt. Die Entwicklung der Siedlung hatten bei den Wirren 69/70 einen erheblichen Rückschlag erlitten. Schwere Zerstörungen trafen den Vicus auch im Verlauf jener Kämpfe, die um das Jahr 260 n.Chr. zum entgültigen Fall des Limes führten. Das Ende bedeutete es jedoch nicht, sondern nur eine Unterbrechung, die etwa bis 280/290 andauerte. Münzfunde beweisen ein Fortleben der Siedlung bis in das beginnende 4. Jahrhundert.

Das einzige heute noch sichtbare römische Monument in Wiesbaden ist die Heidenmauer, die auf eine Länge von etwa 520 m sichtbar oder wenigstens nachweisbar ist. Die etwa 2,5 m breite Mauer besaß ursprünglich mindestens 4 Türme, von denen noch einer erhalten ist. Wahrscheinlich steht die Heidenmauer in Zusammenhang mit der Erweiterung des Brückenkopfes von Mainz unter Kaiser Valentinian (364-375 n.Chr.). Man vermutet, dass sie Teil eines großen Befestigungswerkes war, das nicht mehr fertiggestellt werden konnte.

(Aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann)

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