ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Arnsburg (Alteburg) 3/4

1. Das Kohortenkastell Arnsburg (Alteburg)
2. Spurensuche vor Ort - was ist heute noch zu erkennen?
3. Neue archäologische Entdeckungen rund um das Kastell
4. Pressemeldungen

Die Dokumentation der Limesstrecke in Hessen im Rahmen der Arbeiten für den Aufnahmeantrag des Obergermanisch-Raetischen Limes als UNESCO-Weltkulturerbe erforderte auch die Durchsicht des Luftbildarchivs im Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden. Dabei wurden rund um das Kastell gleich mehrere neue Befunde entdeckt und registriert. Nordwestlich des Kastells erkannte man die Umrisse zweier großer römischer Lager.

Die Luftbilder mit den Spuren der beiden Lager fertigte Otto Braasch im Sommer 1986 an. Sie lassen zwei Gräben als dunkle Streifen erkennen. Jeder Graben weist eine fast rechtwinklige Biegung auf. Der Befund ist typisch. Es sind die abgerundeten Ecken von römischen Lagern. Die Gräben sind nicht aufeinander bezogen. Der erste Blick verrät, dass sich hier zwei Lager befanden, die einander ablösten. Spuren von Toren oder Innenbebauung lassen sich nicht erkennen.

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Links: das Luftbild der beiden neuen Lager kombiniert mit den geomagnetisch untersuchten Flächen.

Rechts: Lager 1 (grün), Lager 2 (rot, gestrichelte Linie = Ergänzung) und das Kastell Arnsburg (blau)

Von einem Lager kennen wir nur eine Ecke mit dem beidseitig ansetzenden Graben (Lager 1, grün). Um mehr von der Ausdehnung des anderen Lagers (Lager 2, rot) zu erfahren, wurde die Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR beauftragt, auf zwei Flächen von insgesamt 10.000 m² eine geomagnetische Untersuchung durchzuführen. Es gelang den nördlichen Graben zu verfolgen und sehr wahrscheinlich zwei Lagerecken zu erfassen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, einen freilich noch hypothetischen Lagerplan zu entwerfen. Demnach beschreibt die Anlage ein leicht verschobenes Rechteck, ein Parallelogramm von 5,6 ha Fläche. Es wäre somit wesentlich größer als das seit 1842 bekannte Limeskastell mit 2,9 ha (blau).

Problematisch bleibt bei einem solchen Befund die historische Einordnung. Innenbauten waren vermutlich nicht vorhanden. Das spricht für eine kurzfristige Belegung mit Zelten. Bau- oder Übungslager möchte ich nicht in Erwägung ziehen. Die mutmaßliche Größe deutet auf die Anwesenheit von etwa 1000 Soldaten hin. Trotz der Nähe zu der Limeslinie ist ein Bezug nicht zwingend. Die Lage unweit des Kastells kann mit der strategisch-topographischen Bedeutung eines solchen Platzes zusammenhängen. Chronologische Kriterien fehlen bislang. Gelegenheiten mag es genug gegeben haben, hier Lager aufzuschlagen. Im 1. Jahrhundert n.Chr. müssen bis zur Einrichtung des Limes unter fast allen Kaisern, unter Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero, Vespasian und Domitian, militärische Unternehmungen in der Wetterau stattgefunden haben. Intensität und räumliches Ausmaß der Aktionen sind allerdings bis heute unklar.

Hier können nur die Methoden der Archäologie weiterhelfen. Dabei muss der benachbarte Kastellplatz Arnsburg schon als vorlimeszeitlicher Lagerplatz in Betracht gezogen werden. Fundstücke, die von der Ackeroberfläche aufgelesen wurden, deuten auf ein Militärlager aus der Zeit der Germanenkriege unter den Kaisern Augustus und Tiberius (12 v. Chr. bis 16 n. Chr.). Funde vom Gelände der beiden neuentdeckten Lager gibt es nicht. Von daher bleibt vorerst nur Raum für Spekulationen.

Dennoch soll hier einmal die Vermutung geäußert werden, dass der Rand der Wetterau schon vor der Trassierung der Limeslinie eine natürliche Grenze der besonderen Interessensphäre Roms bildete, die zu oder ab einer bestimmten Zeit an bestimmten Stellen militärisch besetzt war. Ob Arnsburg so ein Platz gewesen sein könnte, ist nicht auszuschließen.

(Aus: hessenARCHÄOLOGIE 2001, Stephan Bender, Theiss-Verlag)

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Links: Ein zweites Badegebäude im Lagerdorf von Kastell Arnsburg

Rechts: Kalkspuren an einem Stein des zweiten Badegebäudes

Eine weitere Überraschung war die Entdeckung eines zweiten Badegebäudes auf dem Gelände des Lagerdorfes (vicus) ebenfalls durch eine Luftaufnahme. Eine wichtige römische Fernstraße ging vom Kastell nach Süden ab und verzweigte dann nach Butzbach, Friedberg und Echzell. An ihr entstand direkt neben dem Kastell ein umfangreiches Lagerdorf.

Die zwar etwas undeutlichen Bewuchsmerkmale lassen dennoch aufgrund der Konturen eindeutig auf die Umrisse eines römischen Kastellbades schließen. Alle Kastelle entlang des Limes hatte solche Badeanstalten außerhalb ihrer Umwehrungen. Dass es beim Kastell Arnsburg gleich zwei davon gibt, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass beide zu gleicher Zeit existierten.

Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei dem Gebäude um ein Bad handelt, ist ein 875g schwerer Ziegelestrichbrocken, der auf seinem Gelände aufgelesen wurde. Kalksinter auf der alten Oberfläche belegt den beständigen Kontakt mit Wasser.

(Aus: Der Limes zwischen Rhein und Donau, 2001, LDA BW)

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