ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Saalburg 3/5

Als die Römer nach dem Chattenkrieg Kaiser Domitians (83 bis 85 n.Chr.) den Limes anlegten, sperrten sie den Saalburgpass zunächst mit zwei kleinen Schanzen ab. Deren Reste sind heute östlich der Saalburg noch zu erkennen. Bald darauf, um 90 n.Chr., entstand ein kleines Holzkastell (etwa 80 mal 84 m). Es liegt heute unter dem späteren größeren Kastell und wurde bei dessen Anlage eingeebnet. Eine Einheit von etwa 120 bis 150 Mann wird darin untergebracht gewesen sein.

Zwischen 125 und 139 n.Chr., wahrscheinlich um 135 unter Kaiser Hadrian (117 bis 138 n.Chr.) wurde die 2. Raeterkohorte auf die Saalburg verlegt. Sie war ursprünglich in der Provinz Raetien (dem heutigen Bayern) ausgehoben worden. Später sind die Ersatzmannschaften hauptsächlich aus der Provinz Obergermanien gekommen, d.h. man hat überwiegend einheimische Hilfstruppen als Besatzungen für die Taunuskastelle angeworben. Diese Kohorte genannte Einheit auf der Saalburg war 500 Mann stark und verblieb bis zum Ende des Limes dort. Sie war in sechs Infanterie- und vier Kavalleriezüge gegliedert, wobei ein Infanteriezug etwa 80 Mann und ein Kavalleriezug etwa 30 Mann umfasste. Chef des gesamten Kastells war ein Offizier aus dem römischen Ritteradel im Rang eines Präfekten.

So straff wie die Einteilung der Kohorte war auch ihr Dienst eingerichtet. Nach antiken Berichten, Aktenstücken und Inschriften dürfen wir uns den Tagesablauf etwa wie folgt vorstellen: Die Truppe wurde ungefähr zur Zeit des Sonnenaufgangs durch ein Hornsginal geweckt. Die Unterführer ließen die Leute zum Dienst heraustreten und eilten dann zur Morgenmeldung in das Stabsgebäude. Der Lagerkommandant oder auch sein Stellvertreter nahm die Meldung entgegen und gab sie einem Schreiber zu Protokol, verlas den Tagesbefehl mit Losungswort, gab Abkommandierungen bekannt und teilte die Tagwachen ein. Der Vormittag war Waffen- und Gefechtsübungen vorbehalten, an denen jedoch nur ein Teil der Soldaten teilnehmen konnte, weil durch Wachen, Aussendienst und die Arbeit in den Werkstätten viele der lange dienenden Berufssoldaten schon beschäftigt waren. Ebenso wurde die Mittagszeit durch ein Hornsignal bezeichnet.

Der Nachmittag galt für die wachtfreien Soldaten als Freizeit, doch benötigten sie die Zeit auch zum Bereiten des Essens, das jede Stubengemeinschaft für sich kochen musste, sowie zum Instandhalten der Ausrüstung. Nachmittags stand das große Badegebäude außerhalb des Kastells der Benutzung offen. Die Hauptmahlzeit des Tages war abends. Nach Einbruch der Dunkelheit gab ein Hornsignal den Zapfenstreich an, ebenso kündigten Signale Anfang und Ende der vier Nachtwachen an. Jede Wache wurde schriftlich zu Protokoll genommen, auch über sonstige Vorgänge gab es einen ausgedehnten Schriftverkehr. Den Dienst unterbrachen zahlreiche Feiertage zu Ehren der Götter und des Kaiserhauses; außerdem stand den Soldaten Urlaub zu. Der jährliche Sold wurde in drei Raten gezahlt und betrug etwa 250 Silberstücke für den einfachen Soldaten, er war auch für die damaligen Verhältnisse gering.

Nachdem die 2. Raeterkohorte um 135 n.Chr. auf die Saalburg verlegt worden war, errichtete sie alsbald das größere Steinkastell, das etwa 147 mal 221 m maß. Es wurde im Lauf der Zeit mehrmals umgebaut. Die älteste Umwehrung, die wir kennen, war eine Mauer aus festem Stein-Holz-Verband. Später, wohl in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts, wurde die Stein-Holz-Mauer durch eine Mörtelmauer ersetzt, hinter der sich ein Erddamm befand. Diese Mauer hat man beim Wiederaufbau des Kastells um 1900 vollständig rekonstruiert.

Ähnlich wie die Umwehrung mußten auch die Innenbauten mehrmals erneuert werden. Sie bestanden anfangs alle aus Holz (Fachwerk), sind aber später teilweise in Steinbauweise ausgeführt worden. Die Erneuerungen waren zum Teil notwendig, weil das Kastell bei Germaneneinfällen beschädigt oder zerstört worden war. Erste Zerstörungen hat es anscheinend schon in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts gegeben. Besonders katastrofal muss im 3. Jahrhundert der Angriff der Alamannen im Jahre 233 n.Chr. gewesen sein. Das Kastelldorf, das im friedlichen 2. Jahrhundert neben der Saalburg entstanden war, ist danach offenbar nicht wieder aufgebaut worden. In der Mitte des 3. Jahrhunderts, spätestens 260 n.Chr., wurde nach weiteren Germaneneinfällen mit dem Limes auch die Saalburg aufgegeben.

(Größtenteils aus: "Limeskastell Saalburg", Führer zur Saalburg, Dietwulf Baatz)

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