ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Rückingen

Wer auf der B40 von Hanau nach Nordosten fährt, bemerkt am Ortseingang von Rückingen eine schwache Biegung der Bundesstraße. Schon ihre Vorgängerin, die "Alte Leipziger Straße", wich der Nordwestecke des Kohortenkastells (Kohorte = Einheit von 500 Mann, teilweise beritten) aus. Sicherlich geht die Ausbiegung der Straße auf eine Zeit rurück, in der die Ruinenmauern der Kastellumwehrung noch aufrecht standen und man ihnen beim Straßenbau ausweichen musste. Heute stellt die schwache Kurve der Schnellstraße die letzte Spur des römischen Wehrbaus im Gelände dar.

Die römische Fundstätte ist schon lange bekannt und gehört zu den am frühesten untersuchten unseres Raumes - schon 1802-04 wurde das Kastellbad ausgegraben. Seine Grundmauern sind seitdem schon mehrmals zerfallen, aber stets wieder konserviert worden und sind immer noch zu sehen (Bild unten). Es liegt heute am Rande eines Wohngebietes und das Gelände wird als Spielplatz genutzt. Bei Grabungen im Jahr 1883 wurde auch die steinerne Umwehrung des Kastells entdeckt. Mit 2,5 ha bot es Platz für eine 500 Mann starke Kohorte. Von den Innenbauten ist wenig bekannt, weil die Ausgrabungstechnik im Jahr 1883 noch nicht soweit entwickelt war, dass man Holzbauten sicher erkennen konnte. Die meisten Gebäude innerhalb des Kastells müssen Fachwerkbauten gewesen sein, lediglich das Stabsgebäude war aus Stein gebaut und konnte nachgewiesen werden.


Restaurierte Grundmauern des Kastellbads von Rückingen, im Hintergrund die Wohnhochhäuser, die auf dem Gelände des ehemaligen Kastells errichtet wurden

Das Kohortenkastell ist erst zwischen 110 und 125 n.Chr. entstanden, als der Limes bereits existierte. Es schützte den unteren Kinzigverlauf und die Grenzstrecke samt Übergang. Die Kinzig hatte eine gewisse Bedeutung als Verkehrsweg, denn sie war für kleinere, flache Transportkähne der Römerzeit schiffbar. Sicherlich besaß das Kastell daher eine Anlegestelle. Östlich davon gab es eine hölzerne Brücke über die Kinzig, deren Pfahlstümpfe 1883 entdeckt worden sind. Ihr Zweck war es, den Begleitweg des Limes über die Kinzig zu führen und damit die rasche Bewegung von Patrouillen längs der Grenzlinie zu ermöglichen.


Hinweistafel am Kastellbad mit Grundriss und Erläuterungen

Rund um das Kastell entwickelte sich ein ausgedehntes Dorf, in dem auch das Badegebäude stand. Dieses hatte die typische Größe der Bäder von Kohortenkastellen und einen recht klaren Grundriss mit der üblichen Abfolge der Baderäume. Heute sind übrigens nicht mehr alle Fundamentmauern zu sehen, die im 19 Jahrhundert ausgegraben worden sind. Außerdem befanden sich in dem Kastelldorf auch eine Ziegelei und eine Mithraskultstätte, deren Kultbild 1950 bei Grabungen zu Tage kam.


Mancher Name erinnert noch an die römische Vergangenheit

(Teilweise aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann)

Zum Kohortenkastell Großkrotzenburg

Zur Hauptseite über den Limes